„Der schönste, reichste, beste und wahrste Roman, den ich je gelesen habe, ist die Geschichte.“, gestand Jean Paul (1763-1825) vor rund zweihundert Jahren. Wir, die Geschichtslehrerinnen und Lehrer des Konrad-Heresbach-Gymnasiums, teilen den Enthusiasmus des berühmten deutschen Dichters und Gelehrten für die spannende Vergangenheit. Wie ein offenes Buch erzählt die Vergangenheit uns ihre Geschichten – wenn wir sie nur aufspüren und verstehen können. Sie zeigt uns dann Entwicklungsprozesse menschlichen Denkens und Handelns mit ihren Brüchen und Kontinuitäten, die Wurzeln unserer gesellschaftlichen Gegenwart, eigenen Identität und beeinflusst unser Handeln und unsere Planungen der Zukunft.
Die Beschäftigung mit der mal ganz vertrauten, mal ganz andersartig geprägten Vergangenheit regt zum Nachdenken über Alternativen zum Status quo als Momentaufnahme der Gegenwart an. Beides, Geschichte und Gegenwart, bedürfen der kritischen Würdigung. Richard von Weizsäcker hat das so formuliert: „Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.“ Ein reflektierter Umgang mit dem Wissen über historische Entwicklungsprozesse ist deshalb die unabdingbare Grundlage eines verantwortungsbewussten, selbstständigen und eigenverantwortlichen Handelns auf der freiheitlichen und demokratischen Grundlage unseres Grundgesetztes. Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist der Geschichtsunterricht.
Am Konrad-Heresbach-Gymnasium steht Geschichte nicht nur auf dem Stundenplan, sondern historische Ereignisse, Entwicklungen und Orte sind an viele Wände gemalt. Konrad Heresbach, der ein berühmter und einflussreicher Humanist war, hätte bestimmt seine Freude daran.
Im Unterricht entdecken die Lernenden am KHG das Fach Geschichte, seine Themen und Arbeitsweisen beginnend mit dem sechsten Schuljahr. Eine Doppelstunde steht dafür wöchentlich in beiden Schulhalbjahren zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler lernen Zeit als Dimension geschichtlicher Entwicklungsprozesse kennen und Methoden wie die Archäologie, mit deren Hilfe Zeugnisse der Vergangenheit aufgespürt und befragt werden können. Orientierungswissen zur Vor- und Frühgeschichte, zur griechischen und römischen Antike und zum Mittelalter vermitteln wir handlungs- und projektorientiert. An die Erfahrungswelt unserer Schülerinnen und Schüler knüpfen wir an, indem wir Gegenwartsbezüge zum Lebensalltag der Teenager herstellen oder Geschichte im Rahmen von Unterrichtsgängen (Neanderthal-Museum, Archäologischer Park Xanthen, Kaiserpfalz und Basilika in Kaiserswerth) zu Denkmälern und Museen im Umkreis Mettmanns lebendig erfahrbar werden lassen.
In der achten und neunten Jahrgangsstufe findet der Geschichtsunterricht in vier Halbjahren zweistündig statt. Neben der regionalgeschichtlich besonders bedeutsamen Geschichte der (Früh-) Industrialisierung und dem damit verbundenen sozialen, kulturellen, technischen und wirtschaftlichen Wandel an Rhein, Ruhr, und Wupper liegt ein besonderer Schwerpunkt historischer Bildung am Konrad-Heresbach-Gymnasium in der Untersuchung der Höhe- und Tiefpunkte deutscher Geschichte du Kultur. Fächerübergreifend wird deshalb eine einwöchige Studienfahrt nach Eisenach (Wartburg) und Weimar vorbereitet. Deutsche Erinnerungsorte der Reformation, der Weimarer Klassik oder der Bauhaus-Schule einerseits, der rassistisch, antisemitisch und nationalistisch motivierten Terrorherrschaft der Nationalsozialisten über Deutschland und der nationalen Teilung nach Ende des Zweiten Weltkrieges ermöglichen die Begegnung mit authentischen Zeugnissen deutscher Geschichte. Besonders unmittelbar wird die Geschichte des Nationalsozialismus, wenn Frau Dr. Koch, Überlebende des NS-Konzentrationslagers Bergen-Belsen, den Neuntklässlern des KHGs über ihre Erfahrungen während des „Dritten Reiches“ berichtet.
In der Sekundarstufe II kann Geschichte in Kooperation mit dem Heinrich-Heine-Gymnasium als Grund- und Leistungskurs gewählt werden. Vertieft werden im Sinne des Spiralcurriculums Themengebiete des Sekundarstufe I in vertiefter Form. Weitere wichtige Säulen der historischen Bildung an unserer Schule sind der traditionsreiche Schüleraustausch mit unseren Partnerschulen im ostpolnischen Lublin – Unia-Lyzeum und Vetter-Oberschule – (mit zusätzlichem mehrtägigem Aufenthalt in Warschau) und der Geschichtsprojektkurs. In Kooperation mit Prof. Arne Karsten, Bergische Universität Wuppertal, vertiefen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im wissenschaftspropädeutisch und interdisziplinär ausgerichteten Kurs während des gesamten Schuljahres der Qualifikationsphase 1 ihre Kenntnisse über selbstgewählte Themen der europäischen, insbesondere der italienischen Geschichte. Eine Studienreise am Schuljahresende wird auf diese Weise während der Sitzungen in der Schule und an der Bergischen Universität vorbereitet und vor Ort für die eigene wissenschaftspropädeutische Arbeit geforscht. Ziele der Studienreisen mit Prof. Karsten waren in den letzten Jahren London (2011), Venedig (2012), Berlin (2015) und Rom. (2017)
„Die Geschichte lehrt dauernd, aber sie findet keine Schüler“, schreibt Ingeborg Bachmann. Wörtlich genommen, können wir, die Historikerinnen und Historiker am KHG, diese Behauptung Ingeborg Bachmanns für unsere Schule nicht stützen. Vielmehr gilt, was Jean Paul andeutet: Geschichte ist spannend ist – für viele!
Informationen über die Grundlagen für Geschichtsklausuren in der Oberstufe finden Sie hier:
Die schulinternen Lehrpläne des Faches finden Sie hier: